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Die GLP fühlt ihrem Kandidaten fürs Gemeindepräsidium auf den Zahn

Updated: 19. Juli 2021

Markus Loosli: «Buchsi hat eine gute Grösse»

GLP: Momentan spricht das Dorf über die überschwemmten Keller der Sommer-Gewitter. Wie kann die Gemeinde als Herrin über das Abwassernetz die Bürgerinnen und Bürger beruhigen? 

Markus Loosli: Das ist ein Problem in Buchsi. Wir waren alle überrascht, wie schnell und in welcher Dichte die Starkregenereignisse plötzlich da waren, obwohl die Klima-Fachleute sie vorhergesagt haben. Baukommission und Gemeinderat stehen in der Verantwortung. Erste Massnahmen haben wir umgehend eingeleitet und ein Wasserbauingenieur wurde beigezogen. Erste Erkenntnisse liegen vor.

Werden denn einige zügig gebaute Röhren-Vergrösserungen ausreichen? 

Loosli: Nein. Wir streiten seit Jahren, leider bisher ohne Einigung, mit dem Kanton über Rückhaltebecken und werden weitere grundlegende Massnahmen prüfen: Gibt es Felder, die wir in Notlagen fluten könnten? Braucht es einen neuen Einlauf in die Önz? Können möglicherweise frühere Bachläufe wieder freigelegt werden? Ein genereller Entwässerungsplan wird uns die Langfristmassnahmen und die Kosten aufzeigen.

Sie treten nochmals als Kandidat fürs Gemeindepräsidium an. Was sind die Schwerpunkte? 

Loosli: Die Bereitstellung des benötigten Schulraumes und die Transformation des ehemaligen Fenaco-Geländes westlich des Bahnhofs samt Unterführung sind für die weitere Entwicklung von Herzogenbuchsee zentral und stehen zuoberst auf der Prioritätenliste. Die erste Etappe der Schulraum-Erneuerung ist aufgegleist und soll nun realisiert werden. Die Planung der weiteren Etappen steht ebenfalls an.

Die Ergebnisse der anspruchsvollen Planung des Areals westlich des Bahnhofs stellen wir im Verlaufe des Augusts vor. Auch ist es mir wichtig, dass die Gemeinde für die starke Buchser Industrie geeignete Rahmenbedingung bietet. Dazu gehört, dass entsprechendes Bauland verfügbar ist. Dies ist entlang der Wangenstrasse Richtung Wanzwil vorgesehen.

Und gerne möchte ich ein ganz persönliches Anliegen forcieren: Die Stärkung des öffentlichen Raums. Mit der Belebung unserer Plätze, aber auch mit attraktiven Spielplätzen wie im Park. Im Dorf sollte man sich auch draussen treffen können. So können die Bewohnerinnen und Bewohner die Beziehungen und Identität zum Ort pflegen.

Neue Plätze schafft man wohl am besten dort, wo grosszügig geplant werden kann, also im Quartier Bahnhof West. 

Loosli: Ja. Im August zeigen wir konkret, was das heissen soll. So viel vorweg: Die Industrielandschaft mit Silos, Hochkamin und Kesselhaus soll nicht einfach verschwinden. Wir sehen ein reizvolles Nebeneinander alter Industriebauten mit neuem Wohnen und Arbeiten vor. Weil viele Angestellte künftig wohl teilweise zu Hause arbeiten, sind auch Co-Working-Spaces im neuen Quartier eine Option sowie eine Beiz, Einkaufsmöglichkeiten, etwas Kulturelles und je nach Bevölkerungsentwicklung Schulraum für den Zyklus 1, also Kindergarten und 1./2. Klassen. Zwei begrünte Flächen à 600 Quadratmeter und Bäume gehören ebenfalls dazu. Der öffentliche Verkehr von Westen her zum Bahnhof soll im Westen abgewickelt werden. Das entlastet sowohl den jetzigen Bahnhofplatz, den man so attraktiver gestalten kann, wie auch die immer wieder Hochwasser-gefährdete Lorraine-Unterführung.

Von aussen gewinnt man den Eindruck, dass da noch heftig debattiert wird. 

Loosli: Ja, wir haben lange und intensiv diskutiert. Aber jetzt zeichnen sich rundum gute Lösungen ab. Die SBB kann die Unterführung gemäss aktueller Planung zwar erst 2024 vollenden. Dafür wird sie nun doch einen grossen finanziellen Beitrag leisten. Das entlastet unsere Rechnung. Und ab 2025 entsteht mit hoher Wahrscheinlichkeit dann das neue Quartier auf dem früheren Fenaco-Areal.

Wird Buchsi bald eine Stadt? 

Loosli: Nein. In zehn bis 15 Jahren werden wir vielleicht um die 8’500 Einwohner haben, rund 1'000 mehr als jetzt. Es ist einfacher, alte und neue Ortsteile zusammenwachsen zu lassen, wenn das nicht zu schnell geht.

Das klingt alles nach einer prall gefüllten Agenda für die nächsten vier Jahre. Was haben Sie denn in den letzten acht Jahren als Gemeindepräsident realisiert? 

Loosli: Das realisiert ja nie ein Gemeindepräsident allein. Da steht stets Teamwork dahinter. Unser Gemeinderat kann eine sehenswerte Bilanz vorweisen: Mit der neuen AquArenA ist ein weitherum attraktives Kombi-Bad entstanden, auch wenn Corona ein Spielverderber war. Aber für die Badi-Benutzer ist die nasse Gaudi gigantisch. Das «Kreuz» ist kulturell ein Leuchtturm in der Region, auch hier mit bewundernswerter privater Initiative. Das gilt auch für das innovative Ortsbustaxi EBuxi. Der jahrzehntelange Kampf um die Verlängerung der Unterführung ist ebenfalls endlich entschieden, samt Liften, und für uns günstiger als bisher berechnet. Tempo 30 und Begegnungszonen sind im Grundsatz beschlossen und werden nun umgesetzt. Und seit Mitte Juni haben wir auch einen neuen idealen Planungsstandort für die Feuerwehr.

Also sind Sie schon fast wunschlos glücklich mit und in Herzogenbuchsee? 

Loosli: Ich fühle mich wirklich sehr wohl in Buchsi! Aber Wünsche gibt es immer. Der dringlichste für mich ist eine Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten, etwa für Bekleidung und Haushaltwaren. Da bietet das Dorf heute zu wenig. Ein offenes Gewässer zusätzlich zum Teich im Park wäre natürlich ein Traum. Vielleicht ergibt sich das mit den Massnahmen gegen die Starkregen-Ereignisse?

Die Gemeindeversammlung steht unter Druck und es werden mehr Urnenabstimmungen gefordert. Wie stehen Sie dazu?

Loosli: Die Alternative zur Gemeindeversammlung sind nicht allein Urnenabstimmungen, sondern ein Mix aus gewähltem Gemeindeparlament und Urnengängen. Ich favorisiere aber weiterhin die Gemeindeversammlung. Nur dort können sich alle, die das wollen, direkt einbringen. Mit einem Gemeindeparlament würden wir diesen direkten Kontakt mit den Stimmberechtigten und deren unmittelbare Einflussnahme ein Stück weit verlieren.

Um Optimismus jedenfalls sind Sie nicht verlegen.

Loosli: Das hängt auch damit zusammen, dass Buchsi eine gute Grösse hat. Es gibt hier diverse aktive Gruppierungen mit Engagement und Knowhow, die grossartige Initiativen starten und vieles zustande bringen: Angefangen beim Frauenverein, der das seit 151 Jahren tut, über Spielplatz-Gruppierungen, das Lese-Mentoring, bis hin zu Kultur- und Sportvereinen mit zum Teil sensationeller Jugendförderung. Viele hier identifizieren sich mit dem Dorf, machen etwas und erreichen etwas. Das wäre in einer Stadt schwieriger. Im Gemeinderat suchen wir nach Möglichkeiten, dieses Engagement im Rahmen unserer Mittel auch zu fördern. Obamas Motto «Yes, we can» haben viele hier schon vorher gut verstanden und umgesetzt.

Sie sind jetzt grünliberal. Was bedeutet das für Sie?

Loosli: Für mich ist sowohl liberal wie grün eine Haltung. Dazu gehört, gute und zukunftsfähige Lösungen für die Gemeinde zu finden. Unsere Entwicklung muss nachhaltig sein. Das betrifft die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung, die Qualität des Zusammenlebens, die Bildung und die Umwelt. Die Grünliberalen sind nicht bloss ideenreiche und vorwärts gerichtete Liberale, sie haben hier auch ein paar unverbrauchte und motivierte Aktive. Da passe ich zweifellos dazu und kann meine liberale Haltung und passende Ideen einbringen.

Nochmals zu Ihrem beeindruckenden Projekte-Katalog: Ist das denn auch alles für Herzogenbuchsee bezahlbar? 

Loosli: Die Gemeindefinanzen sind ein wichtiges Thema für mich. Wenn wir zu viel sparen, bekommen wir Infrastrukturprobleme wie in den USA oder Italien mit fast nicht mehr zu bewältigendem Nachholbedarf. Umgekehrt können wir auch keine Geschenke verteilen. Auch wenn unsere Lage nach wie vor ziemlich gesund ist und mit wachsender Bevölkerung mehr Steuern hereinkommen. Bisher hat die Stimmbevölkerung unseren Kompromisskurs gut abgesegnet. Wir sind kein Steuerparadies, aber wer hierher zieht, guckt auch darauf, was wir bieten. Und da ist unser Kosten-Nutzen-Verhältnis bezogen auf den Steuerfuss gut. Natürlich passen wir auf, dass das so bleibt.